Neubau ist das beste und wirksamste Mittel gegen starke Mietpreisanstiege am Wohnungsmarkt. Das klingt nicht nur logisch, sondern wird auch durch die Ergebnisse einer aktuellen Analyse des Immobilienverbandes Deutschland IVD belegt. Diese hat für die Wohnungsmärkte von insgesamt 14 deutschen Großstädten Datenmaterial des Statistischen Bundesamtes, des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung sowie des unabhängigen Forschungsinstituts F+B sowie eigene Daten des IVD miteinander verglichen. Dabei zeigte sich, dass die Mieten seit 2018 zum Teil deutlich langsamer steigen als zuvor. Bemerkenswert ist, dass sich im gleichen Zeitraum der bereits 2011 begonnene Anstieg der Baufertigstellungszahlen weiter fortgesetzt hat. So wurden 2018 deutschlandweit 287.000 neue Wohnungen gebaut, im Jahr 2019 waren es bereits rund 293.000 Wohnungen, und im Jahr 2020 wurde mit rund 308.000 Wohnungen erneut eine deutliche Steigerung erzielt.
IVD-Präsident Jürgen Michael Schick wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die mediale und politische Darstellung der Mietpreisanstiege in Deutschland zum großen Teil an der Realität vorbeigehe. In den vergangenen Jahren sei in Deutschland ein stark abgeschwächtes Mietenwachstum im Rahmen der Inflationsrate als eindeutige Folge verstärkter Neubauanstrengungen zu verzeichnen gewesen. Schick betont vor diesem Hintergrund, dass die Angebotsausweitung der Schlüssel zum Erfolg ist und derzeit gerade in Großstädten und angespannten Wohnungsmärkten ihre Wirkung zeigt. Der Ruf nach weiteren staatlichen Preiseingriffen entbehre daher jeder Faktengrundlage.
In krassem Gegensatz zu dem beschriebenen Gesamttrend verläuft allerdings die Entwicklung in Berlin. Obwohl der Wohnungsmarkt der Bundeshauptstadt als besonders angespannt gilt, wurden hier 2020 nur 16.337 neue Wohnungen fertiggestellt, was im Vergleich zum Vorjahr einem Einbruch um 14 Prozent entspricht und gerade einmal auf dem Niveau von 2018 liegt. Im Vergleich zu vielen anderen Städten in Deutschland ist die Wohnungsmarktpolitik in Berlin allerdings von einem besonders tiefen Misstrauen gegenüber dem Markt geprägt. Während man in Berlin mit Instrumenten wie dem gescheiterten Mietendeckel vor allem auf Verwalten von Mangel setzt, scheint man anderenorts das Problem erfolgreicher zu lösen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes konstruktiv – durch deutlich mehr Wohnungsneubau.