In Berlin wird dringend neuer Wohnraum gebraucht, doch die Zahl der Baugenehmigungen für neue Wohnungen ist im ersten Halbjahr 2021 drastisch zurückgegangen. In Brandenburg hingegen lag die Zahl der Baugenehmigungen im selben Zeitraum deutlich über Vorjahresniveau. Das zeigen die jüngsten Veröffentlichungen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg zu diesem Thema.
In Berlin wurden demnach von Januar bis Juni dieses Jahres insgesamt 9.148 neue Wohnungen genehmigt und damit mehr als ein Viertel weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. In den ersten sechs Monaten 2020 waren es noch 12.788 Wohnungen gewesen. Davon entfielen 8.255 Wohnungen auf Neubauvorhaben (1. Halbjahr 2020: 11.592 Wohnungen). In der detaillierten Analyse zeigt sich, dass der Einbruch bei Wohnungen in Mehrfamilienhäusern besonders stark war. Waren im ersten Halbjahr 2020 noch 10.809 Wohnungen in diesem Segment genehmigt worden, so waren es im ersten Halbjahr 2021 nur noch 7.403 Wohnungen. Das entspricht einem Minus von 31,5 Prozent. Um 24,2 Prozent gestiegen ist dagegen die Zahl der in Ein- und Zweifamilienhäusern geplanten Wohnungen, die sich bis Ende Juni 2021 auf 770 Einheiten summierte. 893 neue Wohnungen sollen durch Baumaßnahmen in bestehenden Gebäuden entstehen, beispielsweise durch Nutzungsänderungen oder durch Ausbau von Dachgeschossen; hier beträgt der Rückgang zum entsprechenden Vorjahreszeitraum 25,3 Prozent.
Die mit Abstand wenigsten neuen Wohnungen sollen im Bezirk Friedrichshain Kreuzberg entstehen. Hier wurden zuletzt nur noch 107 neue Wohnungen nach 434 Wohnungen im ersten Halbjahr 2020 genehmigt – ein Rückgang um mehr als 75 Prozent. „Der starke Rückgang der Baugenehmigungen lässt für den Berliner Wohnungsmarkt Schlimmes befürchten. Statt sich durch Neubauten zu entspannen, droht sich die Situation weiter zu verschärfen. Denn die Erfahrung zeigt, dass die Zahl der am Ende tatsächlich fertiggestellten Wohnungen in der Regel geringer ist als die Zahl der genehmigten Wohnungen“, kommentiert Jacopo Mingazzini, Vorstand von The Grounds, die jüngsten Zahlen. „Besonders auffällig ist, dass in Friedrichshain-Kreuzberg mit Abstand die wenigsten Wohnungsneubauten genehmigt wurden. Offenbar sind die Neubauaktivitäten dort, wo berlinweit am heftigsten über Milieuschutz diskutiert wird, mittlerweile fast gänzlich zum Erliegen gekommen. Das ist ein Armutszeugnis für den Bezirk und belegt anschaulich, wohin die Durchsetzung ideologisch motivierter Politik zulasten von Mietern und Wohnungssuchenden in Verbindung mit der Anwendung völlig untauglicher bürokratischer Mittel in Wahrheit führt.“
Ein ganz anderes Bild zeigt sich unterdessen in Brandenburg, wo im ersten Halbjahr 2021 insgesamt 7.260 neue Wohnungen genehmigt worden sind, davon 6.280 in geplanten Neubauten. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 bedeutet das eine Steigerung um 18,6 bzw. 18,3 Prozent. Dabei erhöhte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern um 13,9 Prozent auf 3.549 Einheiten. In Mehrfamilienhäusern sollen 3.231 Wohnungen und damit 26,9 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2020 entstehen. Mit 1.159 Einheiten lag die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen im Landkreis Havelland am höchsten. Unter den kreisfreien Städten erreichte Cottbus mit 528 neu genehmigten Wohnungen der Spitzenplatz.