Die im Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) organisierten Wohnungsgesellschaften registrierten dem BBU-Marktmonitor 2021 zufolge im vergangenen Jahr eine Steigerung ihrer Bestandsmieten um lediglich 0,7 Prozent. Bei den Neuvermietungen weist der Report im Vergleich zu 2020 sogar einen Rückgang um 3,6 Prozent auf 7,66 Euro nettokalt je Monat und Quadratmeter aus. Wer darin einen positiven Effekt der Politik des rot-rot-grünen Senats sieht, könnte allerdings schnell eines Besseren belehrt werden. Isabell Jürgens wies in einem Beitrag in der Berliner Morgenpost darauf hin, dass angesichts der vermeintlichen Trendwende bei den Mieten weder bei Vermietern noch bei Mietern oder Wohnungssuchenden Freude aufkomme. Die Zahlen spiegelten den Effekt des zeitweiligen, vom Bundesverfassungsgericht jedoch für unzulässig erklärten „Mietendeckels“ in Berlin wider. An der Ausgangssituation habe sich jedoch nichts geändert, da weiterhin ein viel zu geringes Angebot an günstigen Mietwohnungen auf eine große Nachfrage treffe.
Tatsächlich ist eine Entspannung am Berliner Wohnungsmarkt bislang nicht in Sicht, weil neben dem knappen Angebot auch die Baupreise und -kosten weiterhin deutlich stiegen. Ihr Wachstum hat nach Angaben des BBU im November 2021 mit plus 14 Prozent in Berlin und plus 17 Prozent in Brandenburg einen neuen Höchststand erreicht, wobei der Anstieg bei vielen Baumaterialien noch drastischer gewesen sei. Dazu komme die überraschende Streichung der erfolgreichen Neubau- und Modernisierungs-Klimaschutz-Förderprogramme der KfW durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz Ende Januar.
„Es zeigt sich inzwischen immer deutlicher, wie sehr der verfassungswidrige „Berliner Mietendeckel“ dem Berliner Wohnungsmarkt geschadet hat“, sagt Jacopo Mingazzini, Vorstand von The Grounds. „Die Neubauaktivitäten sind zurückgegangen, obwohl genau das Gegenteil notwendig gewesen wäre. Insofern verzerren die vermeintlich positiven Effekte auf die Mieten nur das Bild. Wenn es nicht gelingt, die Rahmenbedingungen kurzfristig zu verbessern und den Wohnungsneubau wieder zu intensivieren, wird sich die Lage am Berliner Wohnungsmarkt weiter verschärfen. Positive Effekte hat diese Entwicklung allerdings für das Berliner Umland, wohin jetzt schon immer mehr Wohnungssuchende aus der Hauptstadt abwandern.“ Dies spiegelt sich nicht zuletzt auch in der Entwicklung der Brandenburger Mieten wider. Dem BBU-Marktmonitor zufolge betrug die Neuvertragsmiete in Brandenburg 2021 durchschnittlich 6,13 Euro nettokalt je Monat und Quadratmeter, was einer Steigerung um 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Bei der durchschnittlichen Bestandsmiete ergab sich ein Anstieg um 1,9 Prozent auf 5,41 Euro. „Betrachtet man die Entwicklung der Angebotsmieten im unmittelbaren Speckgürtel von Berlin, dann fällt der Anstieg nach unseren Erfahrungen sogar noch deutlich stärker aus“, so Mingazzini weiter.