Auf den ersten Blick wirkt die Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 10. März 2022 ziemlich positiv: Insgesamt seien im Jahr 2021 deutschlandweit Baugenehmigungen für 380.914 Wohnungen erteilt worden, so viele wie seit 1999 nicht mehr. Damals hatte es innerhalb eines Jahres sogar 437.084 Wohnungsbaugenehmigungen gegeben. Im Vergleich zu 2020 waren es im vergangenen Jahr 12.325 genehmigte Wohnungen mehr, – ein Anstieg um 3,3 Prozent. Ist damit ein Ende der Wohnungsknappheit in Sicht, die mittlerweile in vielen großen Metropolen und Ballungsräumen zu einem handfesten Standortnachteil zu werden droht? Leider nein, vielmehr ist das genaue Gegenteil der Fall.
Denn je genauer man hinsieht, desto ernüchternder erscheinen die Details. Zieht man die in bereits bestehenden Gebäuden geplanten Wohnungen ab, die beispielsweise durch Anbauten, Dachausbauten oder ähnliche Maßnahmen entstehen, dann verbleiben immerhin noch Genehmigungen für 328.636 Wohnungen in neu zu errichtenden Wohngebäuden, was im Vorjahresvergleich einer Steigerung um 8.274 Einheiten oder 2,6 Prozent entspricht. Darunter waren 93.949 Wohnungen, die in Form von Einfamilienhäusern entstehen sollen, ein moderater Zuwachs von 0,9 Prozent. Deutlich stärker nahm die Zahl der in Zweifamilienhäusern geplanten Wohnungen zu, die mit 32.138 Einheiten um gut ein Viertel höher lag als 2020. Dabei handelt es sich sowohl um klassische Doppelhäuser als auch um Einfamilienhäuser mit Einliegerwohnung. Die Zahl der in Mehrfamilienhäusern mit mindestens drei Einheiten genehmigten Wohnungen belief sich nur auf 193.647. Das sind zwar 2,2 Prozent mehr genehmigte Wohnungen als im Vorjahr, dahinter verbergen sich aber nur 4.253 zusätzliche Einheiten. Außerdem scheinen die geplanten Wohnungen nicht unbedingt dort zu entstehen, wo sie am dringendsten gebraucht würden. Denn in den sieben deutschen A-Städten registrierten die Statistiker sogar einen Rückgang der Wohnungsbaugenehmigungen in Mehrfamilienhäusern um 7,3 Prozent. Zur Erinnerung: Im Koalitionsvertrag haben die Regierungsparteien ein Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr formuliert.
„Die Erfahrung zeigt, dass jeweils nur ein Teil der genehmigten Wohnungen auch tatsächlich gebaut wird. Somit wäre das Ziel im vergangenen Jahr also mehr als deutlich verfehlt worden. Die Ampelkoalition ist zwar erst seit Ende 2021 im Amt, aber bislang zeichnet sich auch noch keine Trendwende im Baugeschehen ab“ sagt Jacopo Mingazzini, Vorstand von The Grounds. „Besonders bedenklich stimmt es, dass die Genehmigungszahlen in den von großen Nachfrageüberhängen geprägten A-Städten 2021 sogar zurückgegangen sind. Maßnahmen wie zuletzt der KfW-Förderstopp sind in dieser Situation genau das falsche Signal. Wenn es der Politik nicht gelingt, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die für Bauherren motivierend sind, werden die gesteckten Ziele für den Wohnungsneubau in den kommenden Jahren nicht erreichbar sein.“