Berlin als größter Projektentwicklungsmarkt Deutschlands musste zuletzt einen Rückgang der in Entwicklung befindlichen Flächen verzeichnen. Mit 1,7 Prozent fiel dieser jedoch geringer aus als im Durchschnitt der sieben deutschen A-Städte, wo sich das aktuelle Entwicklungsvolumen im Vergleich zum Vorjahr 2021 um 3,6 Prozent reduzierte. Mit Blick auf die verschiedenen Immobiliennutzungsarten zeigen sich jedoch einige Unterschiede. So musste der Wohnungsbau in den Top-Metropolen mit einem durchschnittlichen Rückgang um 7,6 Prozent die größten Einbußen hinnehmen, doch fiel der Rückgang in Berlin mit 1,1 Prozent noch vergleichsweise moderat aus. Bei Büro-Projektentwicklungen musste Berlin dagegen mit minus 5,7 Prozent den stärksten Einbruch nach Hamburg (-10,1 Prozent) hinnehmen, während sich die übrigen A-Städte in diesem Punkt stabil präsentierten oder sogar Zuwächse verzeichnen konnten. Diese Informationen präsentierte das Analysehaus bulwiengesa kürzlich anlässlich des gemeinsam mit der BF.direkt AG veranstalteten „Developer Talks“ in Berlin. Sven Carstensen, Vorstand von bulwiengesa, wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Wohnimmobilienbestandshalter in Berlin erheblich zur Stabilität auf dem Projektentwicklungsmarkt beitragen und einige Rückgänge auf Planungsverschiebungen von Großprojekten zurückzuführen seien.
André Adami, Bereichsleiter Wohnen bei bulwiengesa, beobachtet bei Wohnungsprojektentwicklungen einen Trend zum Berliner Umland. „Die Bedeutung des Speckgürtels nimmt weiter zu. Zum Wohnen ist Berlin vielen zu teuer geworden. Hinzu kommt, dass längere Pendelwege in Kauf genommen werden, da mehr Menschen von zu Hause aus arbeiten“, so die Einschätzung des Experten. So werde der Anteil der fertiggestellten Quadratmeter im Umland der Hauptstadtregion von 17 Prozent im laufenden Jahr auf 36 Prozent im Jahr 2026 steigen, jeweils bezogen auf das Gesamtentwicklungsvolumen von Berlin und Umland. Dies gehe aus der Vorausberechnung der Wohnprojektentwicklungen hervor.
„Die Zahlen von bulwiengesa zeigen, dass sich das Projektentwicklungsvolumen innerhalb von Berlin-Brandenburg immer stärker aus Berlin in das Umland verlagert. Von weniger als einem Fünftel wird der Anteil des Umlandes in den nächsten vier Jahren voraussichtlich auf mehr als ein Drittel steigen“, sagt Jacopo Mingazzini, Vorstand von The Grounds. „Angesichts der Tatsache, dass die Aufstellung eines rechtskräftigen Bebauungsplanes in Berlin im Schnitt acht Jahre dauert und die Genehmigungsprozesse in den meisten Umlandgemeinden deutlich weniger Zeit beanspruchen, ist das wenig erstaunlich. Faktisch bedeutet das aber nichts anderes, als dass Berlin sein Wohnungsproblem ins Umland verlagert, statt es selbst zu lösen.“