Bundesweit wurden im Zeitraum von Januar bis Mai 2022 rund 6,6 Prozent mehr Neubauwohnungen zur Miete oder zum Kauf angeboten als im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres. Parallel dazu musste Berlin jedoch einen Rückgang der angebotenen Neubauwohnungen um fast 18 Prozent hinnehmen. Das geht aus einer aktuellen Analyse von ImmoScout24 hervor, für die alle neu eingestellten Inserate von zur Miete oder zum Kauf angebotenen Neubauwohnungen in den beiden Vergleichszeiträumen Januar bis Mai 2021 und 2022 berücksichtigt wurden. Dabei wurden die Angebote im Markt auf Basis der ImmoScout24-Inserate sowie des Marktanteils von ImmoScout24 hochgerechnet und die Daten um Mehrfacheinstellungen bereinigt, sodass eine valide Aussage über die Marktentwicklung möglich wurde.
Bei der Betrachtung einzelner Bundesländer werden zum Teil erhebliche Unterschiede deutlich. So gelangten in zehn der 16 Bundesländer mehr Neubauwohnungen auf den Markt als im Jahr zuvor. Besonders stark wuchs das Angebot in Thüringen (80 Prozent), Sachsen (42 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (knapp 34 Prozent). Auch in Niedersachsen (knapp 23 Prozent), Brandenburg (21 Prozent) und Hamburg (knapp 18 Prozent) waren signifikante Zuwächse zu verzeichnen. Im Gegensatz dazu verringerte sich das Angebot in sechs Bundesländern zum Teil deutlich. Mit jeweils mehr als 40 Prozent war der Rückgang in Schleswig-Holstein und Bremen am stärksten, gefolgt von Baden-Württemberg mit gut 22 Prozent und Berlin – ungeachtet der hohen Wohnungsnachfrage in der Bundeshauptstadt – mit einem Minus von rund 18 Prozent.v
Die Analysten von ImmoScout24 verweisen in diesem Zusammenhang darauf, dass der negative Trend in Berlin auch an den Baugenehmigungen abzulesen sei, deren Zahl vergangenen Jahr bereits zum fünften Mal in Folge zurückging. Auch hier steht Berlin im Gegensatz zum bundesweiten Trend, denn insgesamt erhöhte sich die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen in Deutschland im Jahr 2021 um 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig gab es allerdings mit bundesweit fast 850.000 genehmigten, aber noch nicht fertiggestellten Wohnungen den höchsten Bauüberhang seit 25 Jahren. Zudem wurden nach Angaben des statistischen Bundesamtes 2021 in Deutschland zum ersten Mal seit elf Jahren weniger Wohnungen fertiggestellt als im Vorjahr. Die rund 293.400 im Jahr 2021 fertiggestellten Wohnungen bedeuten einen deutlichen Rückgang um 4,2 Prozent gegenüber den rund 306.000 neuen Wohnungen aus dem Jahr 2020. Als Gründe wurden unter anderem die Auswirkungen der anhaltenden Lieferkettenprobleme aufgrund der Corona-Pandemie sowie die Kostensteigerungen bei Bau- und Energieprodukten genannt.
„Die Zahlen von ImmobilienScout 24 verdeutlichen ein weiteres Mal die dramatischen Entwicklungen am Berliner Wohnungsmarkt. In einigen Flächenländern gibt es größere Gebiete mit rückläufigen Einwohnerzahlen, sodass dort ein gewisser regionaler Rückgang des Wohnungsangebots durchaus marktgerecht sein kann. Aber eine wachsende Metropole wie Berlin sollte sich dringend ein Beispiel an Hamburg nehmen, wo die Zahl der neu angebotenen Wohnungen deutlich zugenommen hat“, kommentiert Jacopo Mingazzini, Vorstand von The Grounds, die Ergebnisse der Analyse. „Der starke Zuwachs in Brandenburg erklärt sich zu einem guten Teil durch die zunehmende Abwanderung von wohnungssuchenden Mietern oder Käufern ins Umland. In Verbindung mit schnelleren und transparenteren Genehmigungsprozessen sind das ideale Bedingungen für Investoren, die auf das Wachstum der Metropolregion Berlin-Brandenburg setzen, aber in Berlin selbst kaum Bauprojekte realisieren können.“