Die von vielen Seiten erhoffte Entspannung am Berliner Wohnungsmarkt ist weiterhin nicht in Sicht. Das zeigen zwei kürzlich veröffentlichte Meldungen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg. Zum einen ist die Einwohnerzahl Berlins im ersten Halbjahr 2022 wieder gewachsen, und zwar um rund 46.400 Personen. Damit hatten zum 30. Juni 2022 insgesamt 3.821.881 Personen ihren Hauptwohnsitz in der Bundeshauptstadt. Von den neu Zugezogenen stammten 34.700 aus der Ukraine, doch die Statistiker wiesen darauf hin, dass sich in der ersten Jahreshälfte auch ohne Zuwanderung aus der Ukraine ein deutlicher Anstieg der Einwohnerzahl Berlins um 11.700 Personen ergeben hätte.
Zum anderen haben die Berliner Bauaufsichtsbehörden im selben Zeitraum insgesamt neue 8.276 Wohnungen genehmigt. Damit ging die Zahl der genehmigten Wohnungen in Berlin im Vergleich zum Halbjahr 2021 um 9,5 Prozent zurück. Im Gesamtjahr 2021 waren die Wohnungsbaugenehmigungen in Berlin bereits das fünfte Jahr in Folge rückläufig gewesen. Besonders stark fiel der Rückgang im ersten Halbjahr bei Neubauten aus, in denen 7.316 der neu genehmigten Wohnungen entstehen sollen. Das sind sogar 11,4 Prozent weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Eine Zunahme gab es lediglich bei Genehmigungen für Wohnungen, die durch Baumaßnahmen im Bestand, etwa im Zuge von Nutzungsänderungen oder Dachgeschossausbauten, geschaffen werden sollen. In diesem Segment wurden berlinweit 960 neue Einheiten und damit 7,5 Prozent mehr als im ersten Halbjahr des Vorjahres genehmigt.
„Diese Zahlen lassen nichts Gutes erwarten. Vielmehr erscheint es inzwischen immer fraglicher, ob das Ziel des Berliner Senats, innerhalb von zehn Jahren 200.000 neue Wohnungen in Berlin zu bauen, überhaupt noch erreichbar ist“, sagt Jacopo Mingazzini, Vorstand von The Grounds. „Falls sich der Trend im zweiten Halbjahr so fortsetzt, hätten wir dieses Jahr nur etwas über 16.000 genehmigte Wohnungen. Und wenn Berlin auch im Gesamtjahr 2022 weniger Wohnungen als im Vorjahr genehmigen würde, wäre das bereits der sechste Rückgang in Folge. Anders ausgedrückt: Seit die Parteien der aktuellen Regierungskoalition Berlin gemeinsam regieren, werden von Jahr zu Jahr weniger Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt. Die Erfahrung zeigt zudem, dass jeweils nur ein Teil der genehmigten Wohnungen auch tatsächlich gebaut wird. Deshalb ist zu befürchten, dass die Zahl der fertiggestellten Wohnungen in Berlin noch weiter zurückgehen wird als im vergangenen Jahr, wo in Berlin nur noch weniger als 15.900 Wohnungen neu auf den Markt kamen. Gleichzeitig scheint die zwischenzeitliche Stagnation der Einwohnerzahl Berlins während der Corona-Pandemie vorüber zu sein, und wir müssen dieses Jahr wieder mit einem deutlich fünfstelligen Zuwachs rechnen. Damit droht sich die angespannte Situation am Berliner Wohnungsmarkt weiter zu verschärfen und die Zahl derjenigen, die sich im Berliner Umland nach Wohnungen umsehen, dürfte weiter zunehmen.“