Die steigenden Immobilienpreise in den zurückliegenden Jahren und die seit 2022 deutlich gestiegenen Zinsen haben bei vielen potenziellen Wohneigentumskäufern Fragen im Hinblick auf die Erschwinglichkeit von Wohneigentum aufkommen lassen. Doch im historischen Vergleich sind Immobilien heute so erschwinglich wie selten zuvor, und der Weg zum Wohnen in den eigenen vier Wänden war lange Zeit wesentlich schwieriger als gegenwärtig. Das zeigt eine vor wenigen Tagen veröffentlichte Analyse des „Handelsblatts“, die auf der Auswertung historischer Daten und Vergleichen mit anderen Ländern basiert und deren Ergebnisse selbst für einige Experten überraschend waren.
So zeigte sich beispielsweise beim Vergleich der drei wesentlichen Einflussfaktoren Immobilienpreise, Einkommen und Zinsen, dass es Anfang der 1980er Jahre im Vergleich zu heute noch viermal schwieriger war, Wohneigentum zu erlangen. Aktuell liege die Erschwinglichkeit wieder auf dem Niveau des Jahres 2008, was immer noch vergleichsweise niedrig sei, so die Schlussfolgerung der Autorinnen und Autoren. Dass dies deutlich vom subjektiven Eindruck vieler Kaufinteressenten abweicht, liege vor allem daran, dass in aktuellen Betrachtungen oft nur die Entwicklung der Immobilienpreise und der Zinsen berücksichtigt werde, während die Realeinkommen außen vor blieben. Gerade diese hätten sich in Deutschland in den zurückliegenden Jahren jedoch signifikant erhöht, und das Zinsniveau sei aktuell im historischen Vergleich immer noch relativ niedrig. Seit 1980 habe sich bei den Immobilienpreisen in Deutschland ein nominaler Preisanstieg von rund 160 Prozent ergeben; der reale Preisanstieg – unter Berücksichtigung der Inflation – habe sogar nur 15 Prozent betragen. Gleichzeitig seien die Haushaltseinkommen nominal um 210 Prozent und real um 40 Prozent gestiegen.
Dass sich die Situation dennoch oft anders „anfühle“, lasse sich insbesondere mit zwei Trends begründen: Zum einen haben sich die Ansprüche immer weiter erhöht, vor allem mit Blick auf die Wohnfläche pro Kopf. Zum anderen spielen Eigenleistungen beim Eigenheimbau eine geringere Rolle als früher. Beides verteuere den Immobilienkauf. Zudem gehe ein Immobilienerwerb typischerweise mit einer höheren Sparquote einher, zu der offenbar weniger Menschen bereit seien als früher. So gäben Haus- oder Wohnungskäufer rund 32 Prozent weniger für Restaurantbesuche, 39 Prozent weniger für Pauschalreisen und sogar 56 Prozent weniger für Tabakwaren aus.
„Die Analyse der statistischen Daten über mehrere Jahrzehnte zeigt, dass ein Immobilienerwerb im langfristigen Vergleich keineswegs schwieriger geworden ist, auch wenn das Ende der relativ langen Null- und Niedrigstzinsphase zusammen mit dem relativ hohen Preisniveau in den zurückliegenden Monaten manchmal diesen Eindruck erweckt haben mag. Vor allem, wenn man bereit ist, bei der Wohnfläche pro Kopf moderate Zugeständnisse zu machen, bietet Wohneigentum auch heute unverändert Vorteile gegenüber dem Wohnen zur Miete“, sagt Jacopo Mingazzini, Vorstand von The Grounds. „Gerade in den großen Metropolen und deren Umland, wo die Wohnungsnachfrage deutlich größer ist als das Angebot, bestehen weiterhin gute Chancen, mit Wohneigentum nicht nur mietfrei zu wohnen, sondern darüber hinaus langfristige Wertzuwächse zu erzielen.“