Die Zahl der Wohnungsbaugenehmigungen ist 2023 um gut ein Viertel eingebrochen und fiel dabei auf den niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden bundesweit nur Baugenehmigungen für insgesamt 260.100 Wohnungen erteilt. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Rückgang um 94.100 Wohneinheiten beziehungsweise 26,6 Prozent. Eine geringere Zahl von Wohnungsbaugenehmigungen hatte es zuletzt im Jahr 2012 mit 241.000 genehmigten Einheiten gegeben.
Betrachtet man nur die in geplanten Neubauten genehmigten Wohnungen, so war der Rückgang hier mit 29,7 Prozent sogar noch stärker. Mit 214.000 Einheiten wurden im Neubausegment 90.200 Wohnungen weniger genehmigt als 2022. Besonders stark rückläufig waren die Baugenehmigungen für Privatpersonen, die sich auf 81.300 Wohnungen summierten und damit ihren Vorjahreswert um 59.400 Einheiten oder 42,2 Prozent unterschritten. Von Unternehmen waren 117.700 der erteilten Baugenehmigungen beantragt worden, was im Vorjahresvergleich rund 30.000 Einheiten oder 20,3 Prozent weniger waren. Dagegen reduzierte sich die Zahl der auf Bauanträge der öffentlichen Hand zurückgehenden Baugenehmigungen nur um 1.500 Einheiten oder 12,1 Prozent auf 11.000 genehmigte Wohnungen. Allerdings trägt der öffentliche Wohnungsbau in Deutschland insgesamt nur einen relativ kleinen Teil zum Neubauvolumen bei. Laut Destatis werden bundesweit etwa 93 Prozent der Bauanträge für neu zu bauende Wohnungen von Unternehmen oder Privatpersonen gestellt.
Mit Blick auf die einzelnen Gebäudearten waren die Rückgänge bei Einfamilienhäusern (47.600 Genehmigungen) und Zweifamilienhäusern (14.300 Genehmigungen) am stärksten und betrugen hier 39,1 Prozent beziehungsweise 48,3 Prozent. Bei Mehrfamilienhäusern, in denen etwa zwei Drittel der Neubauwohnungen entstehen, gab die Zahl der Baugenehmigungen um 25,1 Prozent oder 47.800 auf nur noch 142.600 Einheiten nach.
„Besorgniserregend ist nicht nur das negative Ergebnis für das Gesamtjahr, sondern vor allem auch die Kontinuität der Abwärtsentwicklung im gesamten Jahresverlauf. Die Daten der Statistiker weisen für jeden einzelnen Monat des Jahres 2023 eine geringere Zahl an Baugenehmigungen aus als im entsprechenden Monat des Vorjahres. Selbst in den ,besten‘ Monaten Oktober und November 2023 ergab sich mit 10,7 Prozent beziehungsweise 15,4 Prozent jeweils noch ein zweistelliges Minus. In den übrigen Monaten gingen die Genehmigungszahlen im Vorjahresvergleich jeweils um mehr als 20 Prozent, teilweise sogar um mehr als 30 Prozent, zurück“, sagt Jacopo Mingazzini, Vorstand von The Grounds. „Dabei ist zu bedenken, dass erfahrungsgemäß weniger Wohnungen tatsächlich fertiggestellt werden als zuvor genehmigt worden sind. Dieser Einbruch ist nicht mehr nur durch steigende Zinsen oder höhere Inflation zu erklären, sondern in erheblichem Maß durch die Verunsicherung über die Rahmenbedingungen für Investoren und Bauherren geprägt. Es bleibt nur zu hoffen, dass am 22. März 2024 im Bundesrat endlich Klarheit geschaffen und die seit Sommer 2023 angekündigte degressive AfA endlich verbindlich eingeführt wird.“