Angesichts der stark angespannten Wohnungsmärkte in Deutschlands Großstädten nimmt auch der Druck auf die Wohnungsmärkte in den Speckgürteln der Metropolen immer mehr zu. Das zeigen zwei aktuelle Analysen von ImmoScout24. Zum einen ist der beim Thema Wohnungseigentum schon länger zu beobachtende Trend, dass die Bewohnerinnen und Bewohner der Metropolen bei der Suche inzwischen mehrheitlich auf Umlandstandorte ausweichen, inzwischen auch bei Mietinteressentinnen und Mietinteressenten deutlich ausgeprägt. Anfang 2024 suchten laut ImmoScout24 erstmals mehr Bewohnerinnen der sieben größten deutschen Metropolen im Speckgürtel (41,9 Prozent) nach einer neuen Mietwohnung als innerhalb des jeweiligen Stadtgebietes (35,8 Prozent). Ein Jahr zuvor hatten sich noch 43,8 innerhalb ihrer Stadt umgesehen und lediglich 35 im Umland. Der Analyse zufolge ist dies die größte Veränderung in diesem Bereich in den zurückliegenden fünf Jahren.
Besonders stark fiel die Verschiebung des Suchbereichs in Berlin aus. Hier suchten Mietinteressenten zwar immer noch zum größten Teil (43,1 Prozent) innerhalb der Stadtgrenzen, doch 2019 hatte dieser Anteil noch bei über 60 Prozent gelegen. Der Anteil der im Speckgürtel Suchenden ist mittlerweile auf 37,1 Prozent gestiegen, und mit einem Anteil von 9,8 Prozent wird aktuell sogar das erweiterte Umland spürbar mehr nachgefragt. Bei den Kaufgesuchen war das Interesse am Umland bereits in den Vorjahren höher, doch hat sich der Unterschied hier zuletzt noch einmal deutlich vergrößert. So fiel der Anteil der innerhalb Berlins suchenden Kaufinteressenten erstmals auf weniger als 30 Prozent, während der Anteil der Suchanfragen für das Umland erstmals 40 Prozent überstieg und der ländliche Raum 26 Prozent der Anfragen anzog.
Parallel dazu verzeichnete ImmoScout24 ein weiteres Abschmelzen des Preisvorteils von Mietwohnungen außerhalb der Großstädte. Im Umland vieler Metropolen stiegen die Mieten inzwischen stärker als im Stadtgebiet, so das Resultat der jüngsten Analysen. In den meisten Fällen gelte dies für den Bereich mit einem Radius von 15 bis 100 Kilometern. Auch diese Entwicklung sei im Großraum Berlin so stark ausgeprägt wie sonst nirgendwo in Deutschland. Im Radius von 31 bis 50 Kilometer um das Berliner Stadtzentrum hätten sich die durchschnittlichen Mietpreise pro Quadratmeter von 11,28 Euro im Jahr 2023 auf 12,64 Euro im Jahr 2024 erhöht, was einem durchschnittlichen Preisanstieg um 12,1 Prozent entspreche – so viel wie in keinem anderen Umland einer deutschen Metropole. Für Mietsuchende habe dies zur Folge, dass die durchschnittliche Mietersparnis im Umland bis zu einer Entfernung von 50 Kilometern vom Berliner Stadtzentrum um fünf Prozentpunkte abgenommen habe, nicht zuletzt auch beeinflusst durch den Mietanstieg der in diesem Bereich Brandenburger Landeshauptstadt Potsdam.
„Die in den Analysen von ImmoScout24 erkennbaren Entwicklungen kommen angesichts der Situation am Berliner Wohnimmobilienmarkt nicht völlig überraschend, bemerkenswert ist jedoch ihre starke Ausprägung“, sagt Jacopo Mingazzini, Vorstand von The Grounds. „Interessant sind diese Nachrichten vor allem für potenzielle Kapitalanleger. Während angehende Wohnungseigentümer und Eigenheimbauer sich schon länger verstärkt für das Umland interessieren, wird dieser Bereich angesichts der zunehmenden Dynamik am Mietwohnungsmarkt seit einigen Jahren auch für Kapitalanleger immer attraktiver.“