Schönefeld ist bereits zum 14. Mal in Folge die reichste Gemeinde Brandenburgs. Das geht aus Berichten der Märkischen Oderzeitung und des Tagesspiegels hervor, welche sich auf eine vom Brandenburger Finanzministerium erstellte Liste der finanzstärksten Gemeinden Brandenburgs berufen. In der Liste werden diejenigen Gemeinden ausgewiesen, die aufgrund eines hohen eigenen Gewerbesteueraufkommens keine Schlüsselzuweisungen vom Land erhalten und stattdessen eine „Finanzausgleichsumlage“ an den jeweiligen Kreis und den Landeshaushalt abführen müssen.
Dabei belegt Schönefeld in der aktuellen Liste erneut den Spitzenplatz und muss 2025 eine Umlage in Höhe von 28,7 Millionen zahlen. Seit der Einführung der entsprechenden Regelung im Jahr 2012 summieren sich die Überweisungen der Gemeinde damit bereits auf 416 Millionen Euro. Auf Platz zwei und drei der Liste stehen Liebenwalde und Zossen, die im kommenden Jahr 6,2 Millionen Euro beziehungsweise 3,3 Millionen Euro abführen müssen. Danach folgen Baruth/Mark (2,1 Millionen Euro), Kleinmachnow (1,7 Millionen Euro) und Heiligengrabe/Prignitz (1,4 Millionen Euro).
Bemerkenswert ist dabei, dass sich unter den finanzstärksten Gemeinden gerade diejenigen finden, die sich bei der Gewerbesteuer mit den landesweit geringsten Hebesätzen begnügen und Unternehmen somit einen besonderen Anreiz bieten, sich dort anzusiedeln. So ist der Gewerbesteuer-Hebesatz in Schönefeld der niedrigste in ganz Brandenburg; in Liebenwalde und in Zossen beträgt er 250 Prozent beziehungsweise 270 Prozent. Zum Vergleich: In Berlin beträgt der Hebesatz 410 Prozent, und in Potsdam liegt er sogar bei 455 Prozent.
Zwei weitere Fakten lassen ebenfalls aufhorchen: Zum einen umfasst die Liste diesmal mit 20 als finanzstark eingestuften Gemeinden so viele wie noch nie zuvor. Und zum anderen zeichnet sich demnächst möglicherweise ein Wechsel an der Spitze ab: Grünheide gehörte bislang zwar noch nicht zu den reichsten Gemeinden des Landes, könnte aber künftig aufgrund der Ansiedlung von Tesla sogar mehr Gewerbesteuern einnehmen als der BER-Standort Schönefeld mit seinen zahlreichen flughafennahen Gewerbeansiedlungen.
„Die Angaben zur finanziellen Stärke der Brandenburger Gemeinden sind in doppelter Hinsicht aufschlussreich. Zum einen dokumentieren sie eindrucksvoll die seit Jahren stetig zunehmende Wirtschaftskraft des Berliner Umlandes, die sich keineswegs auf das Umfeld des Flughafens BER beschränkt, sondern das Umland als Ganzes, das dementsprechend auch für Immobilienkäufer und Kapitalanleger immer attraktiver wird“, sagt Jacopo Mingazzini, Vorstand von The Grounds. „Zum anderen wird deutlich, dass im Laufe der Jahre offenbar diejenigen Kommunen besonders finanzstark geworden sind, die auf eventuelle kurzfristige Steuereffekte durch hohe Gewerbesteuer-Hebesätze verzichtet haben und damit wirtschaftliche erfolgreiche Unternehmen zur Ansiedlung motivieren konnten.“